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Staffelsieger!

Hertha BSC U23 – 1. FC Magdeburg, 29. Spieltag, 1-4 (1-2)

Der 17.05.2015 ist also der Tag, an dem der 1. FC Magdeburg die Regionalliga Nordost gewinnt. Irre. Und Wahnsinn, wie schnell es im Fußball mitunter gehen kann. Am gleichen Tag vor drei Jahren, also am 17.05.2012, leckten wir gerade noch unsere Wunden nach einer 0-2-Heimniederlage gegen den VfB Lübeck vor 2.500 (!) Zuschauern im Heinz-Krügel-Stadion, die – ebenfalls vor dem abschließenden Spieltag – unseren letzten Tabellenplatz in der damaligen Regionalliga Nord zementieren sollte. In der Folge bauten erst Andreas Petersen und anschließend Jens Härtel, immer im Hintergrund aber vor allem Mario Kallnik, eine Mannschaft auf, die heute, eine Runde vor Schluss in der Regionalliga Nordost, den Staffelsieg perfekt machte. Und irgendwie habe ich immer noch so ein bisschen was im Auge.

Ich muss zugeben, dass mir nach wie vor ein wenig die Worte fehlen, um das heutige Spiel, seine Bedeutung und vor allem diese unfassbare Anspannung zu beschreiben, die vor dem Spiel und währenddessen förmlich überall mit Händen greifbar war. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlimm, weil jeder, der es mit Blau-Weiß hält, vermutlich ohnehin weiß, was ich meine. Betrachtet man dann noch den Spielverlauf vor allem in der ersten Hälfte, hätte wohl auch Steven Spielberg diese 29. Punkterunde nicht besser inszenieren können.

Der FCM begann mit nur einer personellen Veränderung im Vergleich zur Vorwoche: Für den gelbgesperrten Marius Sowislo rückte Nicolas Hebisch zurück in die Mannschaft. Taktisch bedeutete das, soweit es auf den Fernsehbildern zu erkennen war, dass Lars Fuchs nominell auf der Sowislo-Position agierte und sich Hebisch positionsgetreu im Angriff wiederfand. Eine interessante Variante, ‚Fuchser‘ soweit zurückzuziehen, die zu einigen guten Szenen führte und möglicherweise ja auch in der Zukunft noch einmal zur Option werden kann.

Das Spiel war dann gerade 2 Minuten alt, als Christian Beck das prall gefüllte Amateurstadion erstmals beben ließ und nach einer Ecke mustergültig zur frühen Führung für Blau-Weiß einköpfte. Nur fünf Minuten später allerdings die kalte Dusche: Ein langer Ball von der rechten Berliner Angriffsseite segelt eine gefühlte Ewigkeit in unseren Strafraum, findet den Kopf von Nicolas Hebisch und dieser dann die rechte untere Ecke – ein für Matthias Tischer unhaltbares Eigentor, in dem der Keeper auch auch nur bedingt gut aussieht und den Ball wohl sicher fangen kann, wenn er da 2, 3 Schritte von der Linie weg macht. In der 39. Minute war es dann schließlich Lars Fuchs, der nach klasse Vorarbeit von Christian Beck per Flachschuss das 2-1 erzielt, mit dem es dann auch in die Pause ging.

In der ersten Halbzeit hatten die Größten der Welt ihre liebe Mühe mit den technisch beschlagenen und schnellen Berlinern, standen aber in letzter Konsequenz hinten sicher (zumindest in den Szenen, die ich durch die Übertragung im MDR beurteilen kann) und versuchten es nach vorne vor allem mit langen Bällen auf Christian Beck. Das sah vielleicht nicht immer schön aus, reichte aber trotzdem zur Halbzeitführung. Und da Germania Halberstadt vor allem in Person von Ex-FCM-Kicker Christopher Kullmann ebenfalls ordentlich mitspielte und gegen Zwickau 2-1 führte, ging man schon als Staffelsieger in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel ein sehr druckvoller und zielstrebiger FCM, der sich diese Gelegenheit nun partout nicht mehr nehmen lassen wollte. Es ist dabei aus meiner Sicht bezeichnend für die hervorragende Entwicklungsarbeit und den Geist dieser Mannschaft, dass dann ausgerechnet Tarek Chahed ganz kurz nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Pflichtspieltor im Herrenbereich das vorentscheidende 3-1 erzielt. Der Bursche ist 18 Jahre alt (!) und wird von Jens Härtel in so einem wichtigen Spiel 15 Minuten vor dem Ende der Begegnung beim Stand von 2-1 in die Partie geworfen. Das zeigt enorme Wertschätzung und lässt die Klasse erkennen, die der Trainer in ihm sieht und die der junge Mann ja dann prompt auch mit einem schönen Tor durch die Beine des Berliner Schlussmannes unter Beweis stellt. Und wer darauf geachtet hat, wie Chahed im weiteren Verlauf der Begegnung immer wieder versucht hat, wie ein Großer auf seine Mitspieler einzuwirken, wie er gestikulierte und Anweisungen gab, der wird, genau wie ich, drei Kreuze machen, dass wir ihn mit einem Vertrag bis 2016 ausgestattet haben. Ich habe es schon einmal geschrieben und wiederhole es gern: Von Tarek Chahed wird noch gesprochen werden.

Irgendwann fiel dann auch in Halberstadt das vorentscheidende 3-1 und so langsam wurde Gewissheit, was sich vor allem in der zweiten Hälfte überdeutlich angekündigt hatte: Der 1. FC Magdeburg wird wohl tatsächlich nicht mehr von Platz 1 zu verdrängen sein. Mitten rein in meinen innerlichen und den im Stadion zu vernehmenden äußeren Jubel erzielte Christian Beck (wer sonst?) schließlich das 4-1 und machte endgültig den Deckel drauf. Meister der Regionalliga Nordost 2014/2015 – der 1. FC Magdeburg!

Ich gebe gern und ganz ehrlich zu, dass ich das nach dem 10. Spieltag in dieser Saison eigentlich gar nicht mehr für möglich gehalten hatte. Noch viel lieber lasse ich mich aber von meinem Verein eines Besseren belehren. Was ab dem 11. Spieltag in Magdeburg passiert ist, ist wirklich unglaublich – und damit meine ich nicht nur die großartige Serie ungeschlagener Spiele, sondern vor allem auch die Clubführung und hier insbesondere den von mir ja in der Vergangenheit gern auch mal gescholtenen Mario Kallnik. „Alles richtig gemacht, Kalle!“ möchte ich ihm an dieser Stelle eigentlich gern zurufen und mich entschuldigen für den einen oder anderen Zweifel an verschiedenen Entscheidungen in der Vergangenheit, die sich bis hierher einfach mal so ziemlich alle als richtig erwiesen haben. Die beste und wichtigste war es, sich in der schwierigen Phase zu Beginn der Spielzeit bedingungslos hinter Trainer Jens Härtel zu stellen und an den Gedanken, den eingeschlagenen Weg vielleicht doch wieder zu verlassen, gar nicht erst Luft kommen zu lassen.

Trotz der ganzen berechtigten Euphorie und Freude geht der Blick aber auch schon wieder nach vorne, denn irgendwo sitzt mir halt auch noch dieses kleine Männchen auf der Schulter, das mahnend den Zeigefinger hebt und warnt, dass eigentlich noch gar nichts gewonnen ist und der größte Prüfstein der Saison mit den Kickers Offenbach noch vor uns liegt. Und es bricht mir jetzt schon das Herz, dass einer dieser beiden Vereine auch in der kommenden Saison in Liga 4 wird spielen müssen. Im Zusammenhang mit den kommenden Aufstiegsspielen sei an dieser Stelle übrigens schon einmal auf den Kollegen Markus und seinen „Blog Rot & Weiß“ verwiesen, mit dem er die Kickers nun auch schon einige Zeit begleitet und den Aufstiegsspielen sicher ebenso entgegenfiebert, wie wir das an der Elbe tun.

Die sportliche Fairness gebietet es, denke ich, den Blick heute auch einmal nach Zwickau zu richten und dem FSV völlig ernst gemeint und frei von Häme zu einer tollen Saison zu gratulieren. Immerhin war es auch den Zwickauern zu verdanken, dass es so lange spannend blieb, und mit dem Trainerteam, dem nun beschlossenen Stadionneubau im Rücken und einem Kadergerüst, was bereits jetzt – wie gesehen – in der Regionalliga für ordentliche Furore sorgen kann, wird die Entwicklung auch dort weitergehen und hoffentlich in absehbarer Zeit (wieder) in den Profifußball führen.

Für heute aber gehört der Tag den Größten der Welt – lasst es krachen, Jungs, Ihr habt es Euch verdient! Ach ja, und:

„STAFFELSIEGER, STAFFELSIEGER, HEY, HEY!“

 

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