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Eine Frage der Ehre oder: „Kniet nieder, Ihr Bauern, die Hauptstadt ist zu Gast!“

Für den ersten Fussballclub Magdeburg und seine dort Beschäftigten gab es in dieser Saison im Wesentlichen zwei Saisonziele:

  1. eine Mannschaft aufzubauen, die in der kommenden Saison „oben mitspielen“ kann (O-Ton Präsident Fechner) und
  2. den Gewinn des Landespokals.

Während man Saisonziel eins im Prinzip jetzt schon als gescheitert ansehen kann, ist das zweite noch erreichbar. Dieser Umstand kann sich allerdings am kommenden Sonntag schon ändern, wenn die erste Männermannschaft beim Haldensleber Sportclub um den Halbfinaleinzug spielt… So weit, so gut.

Für den geneigten Clubfan kommen dieser Tage noch zwei weitere Saisonziele hinzu, nämlich (in Fortschreibung der bereits genannten Punkte) drittens: dem Honk-Fussballclub den Aufstieg zu verhageln und viertens: das Punktspiel-Derby am 11.04. gegen selbigen zu gewinnen.

Am dritten Saisonziel wurde mit der Heimspielpleite gegen ReudigesBlubberwasser Leipzig sowie der Auswärtsniederlage gegen den Kieler Sportverein Holstein (beides direkte Konkurrenten des HFC) bereits fleißig gewerkelt. Und am 11.04.2012 steht nun (auch wenn vorher noch zwei Spiele zu spielen sind) das Landesderby in der neuen Spielstätte des Erzfeindes aus dem Süden Sachsen-Anhalts an. Grund genug, mal wieder für einen kleinen Beitrag hier in die Tasten zu hauen.

Eigentlich habe ich ja ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, mir trotz anreisetechnisch günstiger geographischer Nähe diese Auswärtsfahrt nicht zu geben. Zu enttäuschend ist die bisherige Saison verlaufen, zu wenig Zuversicht ist für den Rest der Spielzeit 2011/2012 noch vorhanden. Also habe ich die letzten Tage damit zugebracht, rationale Argumente gegen den vermeintlich irrationalen Drang, eben doch zu fahren, abzuwägen, zum Beispiel:

  • Ich komme nur sehr umständlich an eine Karte für den Gästeblock, weil ich mir die in Magdeburg besorgen und dafür aber extra hinfahren müsste. Anreiseweg: 140 km.
  • Ein Fussballfest oder gar ein Sieg meiner Mannschaft ist nicht zu erwarten.
  • Individuelle An- und damit auch Abreise per ÖPNV. Sicherheitstechnisch bei diesem Spiel nicht unbedingt unbedenklich.
  • Auswärtsspiel mitten in der Woche. Ich müsste doch eigentlich Besseres zu tun haben.
  • Ich muss am nächsten Tag um halb 6 raus, um zur Arbeit zu fahren.
  • Zusammenhängend mit den letzten drei Punkten: werde ich nicht langsam zu alt für den Scheiss?

Eigentlich war die Sache damit durch. Ist ja nur ein Fussballspiel. In der vierten Liga. Es gibt den Liveticker. Werd langsam erwachsen.

Glücklicherweise ist Inkonsequenz ja scheinbar eine meiner am konstantesten auftretenden Eigenschaften. Muss ich von meinem Vater haben. Und so beschloss ich gestern früh um kurz nach halb 7 auf dem Weg zur Arbeit, einen guten Freund zu bitten, mir doch, da ja gestern der freie Verkauf begann, eine Karte für besagtes Spiel am 11.04. zu besorgen. Hat er gemacht. Danke an dieser Stelle noch einmal! Und so sieht sie aus. Ganz schön hässlich. Schon die Farben! Niedlich außerdem, wie die „Hässlicher FC“ ausschreiben. Muss Dialekt sein, oder eine zurückentwickelte Form des Deutschen.

Der innere Drang, dem Spiel beizuwohnen, hat also die Oberhand behalten, und das ist auch verdammt gut so :-). Pure Vernunft darf eben niemals siegen, wie die Herren Tocotronic bereits zu berichten wussten.

Warum ich mir das Ganze nun doch wieder gebe, ist damit allerdings nicht hinreichend beantwortet. Möglicherweise bin ich einfach ein bisschen bekloppt.

Ich glaube, letzten Endes ist das für mich aber auch irgendwie eine Frage der Ehre: wenn wir unseren Freunden aus dem Süden schon punktetechnisch einen kleinen Vorsprung lassen, können und sollten wir wenigstens auf den Rängen zeigen, dass wir immer noch die Größten der Welt sind. Die Nummer eins im Land sowieso. Getreu dem Motto: „Kniet nieder, Ihr Bauern, die Hauptstadt ist zu Gast!“

So wird es also am 11.04. zu zwei Wettstreiten kommen: dem zwischen den Mannschaften und dem zwischen den Kurven. Für ersteren erwarte ich eigentlich nichts, weil die Mannschaft bisher nicht den Charakter gezeigt hat, den es braucht, um in diesem besonderen Spiel  zu bestehen – oder überhaupt zu begreifen, dass dieses Spiel möglicherweise das einzige verbliebene ist, was noch wirklich zählt (den Pokal ausgenommen). Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Naja und der Wettstreit zwischen den Fans ist ja eigentlich schon vorher entschieden ;-).

Ich freue mich jedenfalls auf das Derby und darauf, im neuen Rund des ehemaligen Kurt-Wabbel-Sportplatzes live dabei sein zu können. Ich werde berichten.

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