Permalink

4

Elfmeter

Hey 2018, ich glaube, Du wirst ganz schön gut!

Während sich die Mannschaft heute beim Wernersgrüner-Cup die Ehre gibt und beizeiten zum Kurztrainingslager nach England aufbricht jetzt doch nicht nach England aufbricht, weil die dortigen Trainingsplätze gesperrt sind (dazu weiter unten mehr), erwacht auch der Blog so allmählich aus seinem kurzen Winterschlaf und schweifen die Gedanken schon mal voraus auf die kommenden Monate. Spannende Monate werden das, so viel ist sicher, und seien wir mal ehrlich: So richtig und komplett abgeschaltet hat doch in der bisherigen Winterpause vermutlich ohnehin niemand. Zu verlockend ist die Ausgangsposition als Tabellenführer der 3. Liga mit 10 Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang, zu attraktiv die Vorstellung, in der Spielzeit 2018/2019 tatsächlich in der 2. Fußball-Bundesliga aufzudribbeln.

Elfmeter

Ich für meinen Teil habe mich zumindest häufiger dabei ertappt, mir auszumalen, wie sich das wohl anfühlen wird, zum Auswärtsspiel nach Bochum aufzubrechen oder erstmals seit 2008 wieder die Eintracht aus Braunschweig zum Punktspiel im Heinz-Krügel-Stadion begrüßen zu können. Und warum auch nicht? Für eine nüchterne Betrachtung der Dinge und die richtigen Weichenstellungen für den Rest der Saison ist die sportliche Leitung verantwortlich; das Träumen ist derweil das Privileg der Fans. Im Prinzip ist das wie bei einem Elfmeter: Da gibt es auf den Rängen so das Bangen und die Hoffnung, eine gute Portion Anspannung und gleichzeitig irgendwie das Gefühl, nur sehr bedingt Einfluss nehmen zu können – verwandeln muss schließlich der Spieler, der sich den Ball geschnappt und die Verantwortung übernommen hat. Dieses Bild lässt sich eigentlich ganz gut auf die restlichen Partien der Saison 2017/2018 übertragen: Der Ball liegt auf dem Punkt, die Mannschaft muss nur noch verwandeln. “Nur noch”. Wenn es mal so einfach wäre. Ein Elfmeter mit einem 18 Spiele langen Anlauf.

Was also tun? Wie also die restliche Saison angehen? Hoffnungsvoll? Skeptisch? Sorgenvoll? Demütig? Mit dem uns allen in die Fan-Wiege gelegten Magdeburger Größenwahn?

Vielleicht lohnt sich in der aktuellen Situation der Blick zurück in eine gar nicht allzu ferne Vergangenheit. Nach der Hälfte der Saison 2011/2012 liegt der 1. FC Magdeburg mit exakt 17 Punkten aus 17 Spielen auf Platz 14 der Regionalliga Nord. Hinter uns: Lübeck, Meppen, Cottbus II und Wilhelmshaven. Vor uns: Mannschaften wie St. Pauli II, der TSV Havelse und der VFC Plauen. In den ausstehenden 17 Partien werden ganze 12 Punkte hinzukommen. Der FCM beendet die Saison als Tabellenletzter.

Möglicherweise hilft dieser kurze Rückblick dabei, einzuordnen, was wir derzeit erleben. Es ist gerade sechs Jahr her, dass der Verein sportlich absolut am Boden lag. Was in diesen sechs Jahren passierte, ist längst Legende: Andreas Petersen hauchte einem Club, der im Prinzip tot war, wieder Leben ein; Jens Härtel übernahm und formte eine Mannschaft, deren Kern nicht nur den Aufstieg in die 3. Liga realisierte, sondern sich dort bis an die Tabellenspitze kämpfte und uns nun von der 2. Liga träumen lässt. Sportlich ging es nur bergauf, richtige Durststrecken gab es eigentlich keine. Der Himmel ist die Grenze und inzwischen dürfte es auch bereits die erste Generation an Clubfans geben, die den 1. FC Magdeburg ausschließlich mit dem anhaltenden sportlichen Erfolg in Verbindung bringen.

Das alles ist nicht selbstverständlich. Dass die sportliche Leitung bis hierher einen überragenden Job gemacht hat und nichts darauf hindeutet, dass sich da etwas ändert, muss an dieser Stelle sicherlich nicht extra betont werden. Gleiches gilt für die Vereinsgremien und die Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle, denen es offenbar jeden Tag gelingt, der Mannschaft Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen sie die bestmögliche Leistung abrufen kann. Schaut man zurück auf andere Epochen der Vereinsgeschichte oder in die Nachbarschaft, kann man dafür nicht dankbar genug sein.

Einwurf: Die Sache mit dem abgesagten Trainingslager
So ist das manchmal. Da hast Du einen Text fertig, musst ihn eigentlich nur noch veröffentlichen und zack! rauscht eine Meldung des Clubs rein und bestimmt plötzlich den Diskurs, der bis dato nur ein Winterpausen-Grundrauschen war.

Was ist passiert? Der FCM hatte die – von vielen sehr gefeierte – Idee, in diesem Winter sein Trainingslager in England zu absolvieren. Über 1.000 Clubfans machten entsprechende Pläne und wollten das Team auf die Insel begleiten. Dann der erste kleine Dämpfer: Fleetwood Town schied als Testspielgegner aus, nachdem die Polizei wohl Sicherheitsbedenken hatte. Der zweite Dämpfer dann heute und ganz kurz vor der Tour: Die Trainingsplätze bei den Bolton Wanderers wären aufgrund anhaltenden Regens gesperrt, ein vernünftiges Training ist dann natürlich nicht möglich. Konsequenz: Absage des Trainingslagers, die Wintervorbereitung wird in Magdeburg fortgesetzt.

Diese Entscheidung ist für die mitreisenden Fans selbstverständlich sehr, sehr ärgerlich, gleichzeitig aber mit Blick auf eine optimale Vorbereitung auf die Restsaison absolut verständlich. Was wäre denn die Alternative gewesen? Hinfahren, unter schlechten Bedingungen trainieren (wenn überhaupt) und wertvolle Zeit in der ohnehin recht kurzen Vorbereitung verlieren? Dann doch lieber ein geregelter Trainingsbetrieb in gewohnter Umgebung, keine Reisestrapazen und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr Zeit, um an den kleinen Stellschrauben zu drehen, an denen man im Winter eben so zu drehen pflegt.

Bleibt noch das Wetter-Argument. „Hätte man ja wissen können, dass es in England mal regnet!“ Klar. Nur kann für das Wetter niemand etwas und wäre die Testspielreise mit Sicherheit nicht vereinbart worden, wenn die gastgebende Seite sich sicher gewesen wäre, dass ein geregelter Trainingsbetrieb in dieser Zeit gar nicht möglich ist. Davon ab: Was machen englische Mannschaften eigentlich normalerweise im Januar? Tee trinken und DAZN gucken? In Teilen Deutschlands steht das Wasser derzeit auch mächtig hoch. Hätte man deshalb ein Testspiel (oder Kurztrainingslager) hier abgesagt, hätte da vermutlich jede*r Verständnis für.

Es ist, wie es ist. Ärgerlich für alle Beteiligten, aber sicher kein Beinbruch. Und im Mai, wenn die Mannschaft dann auf dem Rathausbalkon steht, schmunzeln wir drüber.

Was ich eigentlich sagen will: Die eigene Mannschaft mit besten Chancen auf den Aufstieg zur Winterpause auf dem ersten Tabellenplatz zu sehen, ist ein Privileg, das man in seinem Fan-Leben normalerweise nur eine Handvoll Male genießen darf. Und genau das sollten wir vermutlich in den kommenden Spielen tun: die Zeit genießen, den Moment mitnehmen, die Mannschaft maximal unterstützen und die Wand bilden, die den Elfmeter zur Not mit drölfhundert Dezibel ins Tor brüllt.

Wie eingangs schon erwähnt, werden das spannende Monate bis Saisonende (und natürlich darüber hinaus) und ich freue mich sehr darauf, diese Zeit hier im Blog auch 2018 wieder begleiten zu dürfen. Los geht es in der kommenden Woche mit der ersten Podcast-Folge des neuen Jahres, in der wir die Nachwuchsarbeit beim Club näher beleuchten wollen. Dann dauert es nicht mehr lange und unsere Mannschaft gibt sich beim FC Rot-Weiß Erfurt die Ehre. Den Spielbericht nach der Begegnung und die entsprechende Podcast-Folge vorher werdet Ihr, wie gewohnt, auch an dieser Stelle finden. Darüber hinaus wabert seit einiger Zeit die eine oder andere Idee im nurderfcm.de-Maschinenraum, von denen sich einige sicher noch in dieser Spielzeit umsetzen lassen, andere allerdings schon auf die Saison 2018/2019 zielen und dementsprechend noch ein bisschen köcheln müssen. Mit Eurer Unterstützung kann es also in diesem Jahr noch mal ein gutes Stück nach vorn gehen – ich freue mich riesig darauf!

In diesem Sinne: Einen guten Start in ein spektakuläres 2018 und: Immer vorwärts, FCM!

4 Kommentare

  1. Pingback: Elfmeter | re: Fußball

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.