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Seriensieger

Münster

SC Preußen Münster – 1. FC Magdeburg, 5. Spieltag, 0:1 (0:0)

Würde man unbedingt klagen wollen, könnte man seine Beschwerde an den 1. FC Magdeburg nach dem fünften Drittliga-Spieltag ungefähr so formulieren: “Ey! Jetzt gewinnen die auch noch die engen und spielerisch nicht so überzeugenden Begegnungen!” Aber wer will nach dem vierten Erfolg in der fünften Liga-Partie schon meckern? Schön anzusehen war das, was der FCM beim SC Preußen Münster über größere Strecken der Partie auf den Rasen brachte, zwar eher nicht, am Ende stand aber dennoch ein nicht unverdienter 1:0-Auswärtssieg auf der Anzeigetafel des mit 7.269 Zuschauern anständig gefüllten Preußenstadions. Neben einer gut stehenden Defensive und dem nötigen Spielglück war es diesmal vor allem eine taktische Umstellung nach einer guten Stunde, die die Größten der Welt auf die Siegerstraße brachte. In einer Partie, wohlgemerkt, in der es in der vergangenen Saison mit einiger Sicherheit in der Schlussphase gegen tapfer kämpfende Gastgeber noch das eine oder andere Gegentor gesetzt hätte. 

Wie in so ziemlich allen Stadien an diesem Wochenende stand auch der Beginn der Partie des Clubs in Münster zunächst im Zeichen des andauernden Protestes gegen den DFB. Die aktive Münsteraner Fanszene hatte dafür ein überdimensionales Banner dabei sowie zwei Tapeten vorbereitet, auf denen zu lesen war, dass das, was die Kurven am Deutschen Fußball-Bund stört, eben nicht auf eine Tapete passe. Originelle Idee, die im weiteren Verlauf mit einigem Rauch untermalt wurde und insgesamt ein schönes Bild ergab.

In sportlicher Hinsicht hatte sich Jens Härtel zunächst für eine Rückkehr zum 3-5-2 entschieden: Jan Glinker hütete wieder das Tor, vor ihm liefen Felix Schiller, Nico Hammann und Christopher Handke in der Dreier-Abwehrkette auf. Björn Rother und Marius Sowislo besetzten die zentralen (defensiven) Mittelfeldpositionen, offensiv starteten Michel Niemeyer, Andreas Ludwig und Nils Butzen. Die Doppelspitze bildeten Philip Türpitz und Christian Beck.

In den ersten Minuten der Begegnung war der FCM die bessere Mannschaft, die mit einigem Spielwitz (Türpitz!) und Engagement darum bemüht war, die Kontrolle über die Partie zu gewinnen. Die besseren Chancen verzeichneten dann aber die Gastgeber: Konnte man sich in der 7. Minute bereits vor das Tor arbeiten, sahen gute 1.300 Clubfans im Gästeblock in Spielminute 11 den Ball direkt vor ihrer Nase schon einschlagen. Michele Rizzi wird zentral wunderschön freigespielt, legt sich den Ball dann bei der Annahme aber einen Ticken zu weit vor, sodass Nico Hammann in allerletzter Sekunde noch klären kann. Nach einer guten Viertelstunde ist es Jan Glinker, der das 0:0 für seine Farben festhält, als er einen weiteren (freien) Abschluss von Adriano Grimaldi sicher pariert. Schafft es Grimaldi in der Szene, den Ball links in den Winkel zu heben statt zentral auf den Torwart zu schieben, ist das das sichere 1:0 für die Gastgeber. Großes Glück in der Phase, dass Münster die vielen freien Räume, die sich insbesondere auf der rechten Seiten boten, nicht besser zu nutzen wusste.

Auf der anderen Seite tauchte der FCM nach 16 Minuten mal gefährlich vor Nils-Jonathan Körber im Preußen-Tor auf, bei der Flanke von Philip Türpitz auf Christian Beck entschied Schiedsrichter Alt allerdings auf Abseits. Vier Minuten später landet ein Beck-Kopfball deutlich zu weit rechts – und bis auf einen Schuss von Andreas Ludwig aus vielleicht 17, 18 Metern, der ebenfalls am rechten Pfosten vorbei rauscht (37.), war es das dann eigentlich auch mit Magdeburger Torabschlüssen im ersten Durchgang. Während Münster nach etwa 10 Minuten immer besser ins Spiel gefunden hatte, ohne bis auf die genannten Szenen allerdings wirklich Zwingendes zu produzieren, leistete sich der Club einfach zu viele Fehler im Aufbauspiel und kamen vor allem die letzten Pässe in den Strafraum häufig nicht da hin, wo sie eigentlich hin sollten. So waren eine völlig berechtigte gelbe Karte für Felix Schiller (23.) und ein wenig Hektik zwei Minuten vor dem Pausentee, als der FCM den Ball partout nicht vom eigenen Strafraum weghalten konnte, die einzigen anderen aufregenden Szenen in einer ansonsten spielerisch recht schwachen ersten Drittliga-Hälfte.

Mit Wiederanpfiff war es nun am Anhang in Blau-Weiß, Kritik am Deutschen Fußball-Bund zu üben:


Unentschieden also auf den Rängen, wenngleich sicherlich mit leichten optischen Vorteilen für den Heimbereich. Ganz ähnlich gestaltete sich auch die Szenerie auf dem Rasen: Münster kam etwas wacher aus der Kabine, ohne freilich gefährlich zu werden, der FCM stand hinten sicher und versuchte, vorn immer mal wieder Akzente zu setzen. Wirklich unterhaltsam wurde es zunächst aber nur im Gästeblock, der sich mangels spielerischer Aufreger einfach mit sich selbst beschäftigte und mit Wechselgesängen sowie der bewährten Blockpolonaise die sich anbietenden Räume in der großzügig bemessenen Kurve hinter dem Tor nutzte.

In Spielminute 60 wechselte Jens Härtel zum ersten Mal – für den ein wenig glücklosen Andreas Ludwig kam Tobias Schwede in die Partie. Auf dem Papier brachte das auch eine taktische Veränderung in der Offensive mit sich, die (zumindest gefühlt) auch relativ schnell funktionierte. Jedenfalls hatte man jetzt den Eindruck, der Club würde mit ein wenig mehr Esprit in der Offensive agieren, wenngleich das Tor des Tages eigentlich vom gegnerischen Keeper eingeleitet wird:  Einen für Grimaldi gedachten Körber-Abschlag erobert Björn Rother in der eigenen Hälfte stark, setzt sich danach überragend gegen Danilo Wiebe durch und spielt einen noch überragenderen Ball von knapp hinter der Mittellinie auf den schnellen Michel Niemeyer, der links durchgestartet war. Letzterer nimmt den Ball mustergültig mit, kann von seinem Verteidiger nicht mehr entscheidend gestört werden und netzt durch Körbers Hosenträger zum 1:0 für die Größten der Welt. 66 Minuten waren da gespielt und die Chancen für einen blau-weißen Auswärtssieg damit natürlich schlagartig gestiegen: Münster musste jetzt noch mehr riskieren, wodurch sich für den FCM unweigerlich Räume zum Kontern ergeben würden.

Einen solchen besetzte nach einem feinen Pass von Philip Türpitz in der 76 Minute Christian Beck. Im Strafraum hat er nur noch Ole Kittner vor sich, der sich aber mit ein, zwei Haken nicht so überwinden lässt, dass sich für Beck eine viel versprechende Schussposition ergibt. Dafür war auf der rechten Seite aber der inzwischen für Felix Schiller eingewechselte Felix Lohkemper mitgelaufen. Beck legt also quer – Sebastian Mai hatte den Braten allerdings gerochen und klärt mit einer beherzten Grätsche, bevor der Ball zur Vorentscheidung im Netz zappeln kann.

Tja, und wie das dann so ist, wenn man den Sack nicht zu macht, musste man hinten raus noch einmal gewaltig zittern. In den letzten 10 Minuten ging es hoch und runter und konnte sich vor allem der tapfer kämpfende Gastgeber noch ein paar Standardsituationen in Strafraumnähe erarbeiten. Dunkel krochen sie im Hinterkopf hoch, die Erinnerungen an Chemnitz und vor allem Kiel in der letzten Saison, als man in eben solchen Situationen gern mal noch einen Ausgleichstreffer kassierte.

Nicht aber an diesem Tag. Zwar hatte Münster in Person von Adriano Grimaldi noch einmal eine große Chance aus dem Gewühl heraus (79.), der Abschluss landete glücklicherweise aber direkt bei Jan Glinker, der den Ball im Nachfassen festhalten kann. Da auch ein weiterer Magdeburger Konter über Rother und Beck (85.) keine Entscheidung brachte, die FCM-Defensive letztlich außerdem sicher stand und die Partie ein weiteres Mal mit viel Routine über die Zeit brachte, blieb es nach reichlichen drei Minuten Nachspielzeit beim in der Höhe sicherlich auch passenden 1:0-Auswärtserfolg.

Schön war der nicht – und selten eigentlich auch nicht, behielt der 1. FC Magdeburg gegen den SC Preußen Münster in der 3. Liga doch seine weiße Weste und hat nun auch den fünften Liga-Vergleich in Deutschlands dritthöchster Profi-Spielklasse für sich entscheiden können. Und die Saison-Bilanz 2017/2018? Die weist inzwischen vier gewonnene Punktspiele und, nimmt man den DFB-Pokal dazu, fünf Pflichtspielsiege in Folge aus. Und seien wir doch mal ehrlich: Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn wir uns – wettbewerbsübergreifend und in bester Magdeburger-Größenwahn-Manier – an das Gefühl der Niederlage erst in der 2. Liga wieder würden erinnern müssten, oder?

Die Pressekonferenz zum Spiel (via YouTube)

2 Kommentare

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