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Habemus Trainer

Ja, ist schon wieder ein bisschen her seit dem letzten Blogeintrag. Vermutlich tritt langsam die vermutete Entschleunigung des Blog-Enthusiasmus ein, die ich ja gleich zu Beginn schon vermutet hatte. Andererseits gab es aber eben in den letzten Wochen auch eigentlich nicht viel Spektakuläres zu berichten vom Ersten Fussballclub Magdeburg. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass die Saison gefühlt bereits vorbei ist und man die letzten Wochen der Spielzeit 2011/2012 eben so dahinplätschern lässt. Seit unserem Gastspiel beim wohl zukünftigen Drittligisten aus dem Süden Sachsen-Anhalts gab es noch 2 Punktspiele in der Regionalliga Nord: das Heimspiel gegen Meppen und ein Auswärtsspiel gegen die Reserve des Hamburger Sportvereins.

Ersteres Spiel hab ich gar nicht vollständig gesehen (was beim Endstand von 0-0 und damit einem PUNKTGEWINN!!! wohl auch nicht so schlimm war), weil es in der ersten Halbzeit hinter der Nordtribüne eine Versteigerung von Fanartikeln gab, die doch deutlich unterhaltsamer war als die gesamte bisherige Rückrunde. Was am Spiel allerdings schön war, war unsere Begegnung mit einer Gruppe Meppener Zugfahrer in der Straßenbahn auf dem Weg zum Stadion. 7 Stunden Zugfahrt, um die eigene Mannschaft gegen das Erste FussballChaos Magdeburg spielen zu sehen, nötigt mir schon eine erhebliche Portion Respekt ab. Die Jungs waren cool drauf und so sollte es ja eigentlich immer sein: man fährt gemeinsam zum Stadion, quatscht ein wenig und tauscht sich aus, wünscht sich dann beim Aussteigen gegenseitig ein gutes Spiel und geht seiner Wege. Aber das ist ein anderes Thema.

Gegen den Hamburger Sportverein reichte es immerhin nach einem 0-2-Rückstand noch zu einem 2-2 Unentschieden, was angesichts der bisherigen heroischen Leistungen unserer Fussballhelden schon beinahe als sensationell zu bezeichnen ist. Die Presse und die Mitfahrenden waren sich danach einig, dass  die zweite Halbzeit Grund zur Hoffnung gibt und schon einigermaßen nach Fussball aussah, sodass unser „Heimnimbus“ diese Saison (noch kein Heimspiel gewonnen) jetzt am Sonntag gegen den Sportverein Wilhelmshaven echt in Gefahr ist. Wilhelmshavens Trainer hat ja unter der Woche schon verlauten lassen, dass er Angst hat, seine Mannschaft sei möglicherweise die erste, die diese Saison die Punkte im HKS lässt. Der FCM verbreitet halt immer noch Angst und Schrecken :-D.

Was in der letzten Zeit allerdings tatsächlich mal positiv zu beobachten war, waren die Aktivitäten unseres neuen Präsidiumsmitglieds Mario Kallnik. Unser langjähriger Kapitän, nunmehr leitender Angestellter der Allgemeinen Ortskrankenkasse, ist als viertes Präsidiumsmitglied in der Führungsetage des Clubs mittlerweile für die sportlichen Belange verantwortlich und offenbar bereits mächtig rührig. Ich habe den Eindruck, es tut sich wieder was im Verein, und vor allem habe ich den Eindruck, dass einige Dinge UND einige Personen mal kritisch hinterfragt werden. Ich hoffe nur, dass Kalle sich und seine Vorstellungen, die bisher alle sehr vernünftig und bodenständig klingen, auch durchsetzen kann. Denn dass nicht unbedingt die ahnungslose bisherige Führungsetage unser größtes Problem ist, sondern eher der Filz und Klüngel, der an den ganzen Schnittstellen zwischen Verein, Stadiongesellschaft und Stadt zu finden ist, ist ja nun kein großes Geheimnis.

Hohe Priorität seit Kalles Amtsantritt lag auf der Suche eines neuen hauptamtlichen Übungsleiters für die neue Saison. Dass Herr Ullrich mit seinem super-duper Konzept und seinen unheimlich fundierten Trainingsmethoden sowie den spektakulären spieltaktischen Varianten und Ansätzen hier grandios gescheitert ist, ist außer ihm wohl jedem klar, der in dieser Saison das eine oder andere Clubspiel sehen musste. Nur Herrn Ullrich selbst halt nicht, aber auch das ist eine Kompetenz, die man erst mal haben muss und für die ich viele Menschen oft bewundere: Arroganz, gepaart mit null Selbstreflexion bis hin zur erfolgreichen Selbstveräppelung. Wer sowas kann, lebt mit Sicherheit nicht schlecht und vor allem: sorgloser als manch anderer.

Jedenfalls wurde gestern auf einer Pressekonferenz im Heinz-Krügel-Stadion unser neuer Übungsleiter präsentiert, nachdem im Vorfeld wie üblich die Spekulationen ins Kraut schossen. Bemerkenswert dabei: nach meiner Einschätzung (gespeist aus Kuttenforum, Facebook-Gruppe und Kurvengesprächen) hat sich ein recht großer Teil der Fanszene einen erfahrenen Trainer mit mehr oder weniger großem Namen gewünscht. Man hatte so ein bisschen den Eindruck, dass da mal wieder ein Hauch von großer, weiter Welt durchs Stadion wehen sollte und dass es sich vor allem für die Größten der Welt eben gehört, auch einen (für Viertligaverhältnisse) „Großen“ an der Seitenlinie zu haben.

Geworden ist es nun aber „nur“ Andreas Petersen. Andreas wer? Andreas Petersen, der Vater eines gewissen Nils Petersen, und derjenige, der in den letzten 5 Jahren sehr erfolgreich bei und mit der Mannschaft von Germania Halberstadt gearbeitet hat. Natürlich mussten gleich die ersten wieder meckern: der hält hier keine zehn Spieltage durch, Billiglösung, lächerlich, so ein Tamtam für SO EINEN Namen usw. waren die Dinge, die man lesen konnte. Ich für meinen Teil denke, dass diese Leute den Schuss noch nicht gehört haben und/oder der Realität einfach nicht ins Auge sehen wollen oder können.

Ein anderer Teil der Fans, und dazu zähle ich mich auch, reagierte verhalten positiv auf die Entscheidung. Nachdem ich noch mal ne Nacht drüber geschlafen habe, hab ich sogar ein mehr als nur verhalten positives Bauchgefühl. Herr Petersen hat in Halberstadt nachweislich sehr, sehr gute Arbeit geleistet. Immerhin spielt die Mannschaft mit eher bescheidenem Etat und noch viel bescheidenerem Umfeld seit dieser Saison in der vierten Liga – und zwar erfolgreicher als der erste Fussballclub Magdeburg. Herr Petersen weiß also, wie Fussball geht und wie man eine Mannschaft entwickelt und einstellt – eine Fähigkeit, die in der Vergangenheit keiner unserer Trainer seit Dirk Heyne unter Beweis gestellt hat. Gut, vielleicht am ehesten noch Paul Linz, aber der hat dafür halt nicht verstanden, wie man zwischenmenschlich mit dem gemeinen Magdeburg umgehen sollte ;-).

Dazu wirkt unser neuer Übungsleiter ruhig, bodenständig, solide und durchaus auch sympathisch. Eben einer, der eher für grundsolide Arbeit steht und sagt, was er denkt. Ich glaube, das könnte passen in unserer momentanen Situation. In den letzten 2 Spielzeiten ist so viel Porzellan zerschlagen worden, dass nun erst mal Aufräum- und Aufbauarbeit ansteht und ich denke, Herr Petersen ist dafür der richtige Mann. Und den gemeinen Magdeburg kriegt man wohl eher durch ehrliche Arbeit und eine gesunde Einstellung zum Sport, zur Stadt und zum Wappen auf der Brust wieder ins Stadion als durch seitendicke Superkonzepte und peinliche Auftritte. Ich glaube, das hat auch Kalle erkannt und daher auch an der Stelle noch mal ein dickes Dankeschön für die bisherige Arbeit. Weiter so, (Ex-) Capitano!

In diesem Sinne: viel, viel Erfolg, Herr Petersen! Und was ich Ihnen vor allem wünsche: dass Sie von uns Fans, der Presse und der Führungsetage die Zeit und Ruhe bekommen, die Sie brauchen, um diesen Schatten einer Fussballmannschaft endlich wieder in sportlich annehmbares Fahrwasser zu führen.

2 Kommentare

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