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Entnervt

22. Spieltag

1. FC Magdeburg – SV Meppen, 22. Spieltag, 0:0 (0:0)

Wenn der 1. FC Magdeburg einen Trend ganz schnell wieder stoppen darf, dann den, dass man nach einem Spiel der Herzensmannschaft eher unbefriedigt wieder nach Hause fährt. War es gegen Erfurt vor allem das Ergebnis und sein Zustandekommen, das noch eine ganze Weile nachhallte, wurmte gegen Meppen insbesondere die Chancenverwertung (in der ersten Hälfte) und der fehlende Zug bzw. die letzte Konsequenz, die man eben braucht, um einem defensiv exzellent organisierten und insgesamt eklig zu bespielenden Gegner beizukommen (in der zweiten Hälfte). Klar war der Platz nicht im besten Zustand (damit mussten allerdings beide Mannschaften klarkommen) und natürlich kann man gegen einen starken Aufsteiger aus Meppen schon auch mal 0:0 spielen, nur wollten Anspruch (Aufstieg! Wiedergutmachung für Erfurt! Was war da nicht alles zu lesen unter der Woche…) und Wirklichkeit an diesem Nachmittag im Heinz-Krügel-Stadion nicht so recht zusammenpassen. Immerhin war der Trainer mit der Reaktion seiner Mannschaft nach der Niederlage am Montag zufrieden und attestierte dem Team, kaum etwas zugelassen zu haben. Nun denn.

Vom Sportlichen mal kurz abgesehen, stand der Spieltag bundesweit erneut im Zeichen von Fanprotesten; Thema waren diesmal (mitunter arg willkürliche) Materialverbote. Um auf das Anliegen aufmerksam zu machen, schwiegen die Kurven für die ersten 12 Minuten der Begegnung. Für die Anhänger des SV Meppen, die bereits beim letzten Aufeinandertreffen im Heinz-Krügel-Stadion vor knapp 6 Jahren am Start waren, muss das so etwas wie ein Déjà-vu gewesen sein, gab es doch auch damals schon einen Stimmungsboykott, der seinerzeit allerdings mit der katastrophalen sportlichen Bilanz des Gastgebers zu tun hatte. Diesmal also schwieg man gemeinsam für die gute Sache, wenn man so will, und bescherte dem geneigten Stadiongänger eine eher gespenstische Atmosphäre, die hoffentlich niemand dauerhaft haben möchte. Grüße in die Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt an dieser Stelle!

Hatte Jens Härtel unter der Woche noch personelle Veränderungen angedeutet und davon gesprochen, dass nach der Auftaktpleite jetzt einige Akteure, die zuletzt auf der Bank saßen, „den Fuß in der Tür“ hätten, schickte er sein Team nahezu unverändert, wohl aber in einer anderen taktischen Grundordnung als noch zuletzt, auf den Rasen. Vor Jan Glinker verteidigten von links nach rechts in der Viererkette Steffen Schäfer, Nico Hammann, Christopher Handke und Nils Butzen, das Dreier-Mittelfeld gaben Björn Rother, Richard Weil (der auf der zentralen defensiven Mittelfeldposition ein gutes Spiel machte) und Dennis Erdmann, für den Marius Sowislo auf die Bank rotierte. Im Sturm änderte sich nichts, erneut wurde Mittelstürmer Christian Beck von Michel Niemeyer links und Julius Düker rechts flankiert.

Der Club war dann in Halbzeit 1 auch die deutlich aktivere Mannschaft, kam zu zahlreichen Torgelegenheiten, konnte sich aber analog des Auftaktspiels ins neue Jahr nicht mit Treffern belohnen. Der erste Aufreger bereits nach 6 Minuten: Julius Düker wird im Strafraum hart angegangen und kommt zu Fall, bekommt den Elfmeterpfiff (wohl berechtigt) jedoch nicht. Dafür gibt es eine Abschlussgelegenheit für Sturmkollege Beck, die allerdings deutlich über den Kasten rauscht. Sechs Minuten später dann die nächste Magdeburger Halbchance, als Nico Hammann einen Freistoß von der linken Seite lang in den Strafraum zieht, Meppen nicht so recht klären kann, mehrere blau-weiße Spieler an den Ball kommen, niemand ihn allerdings auf das Tor zu bringen vermag. Das wiederum lag an Meppener Defensivakteuren, die sich mit allem, was sie hatten, in die Schüsse warfen – mit einer Leidenschaft, die den 1. FC Magdeburg spätestens in den zweiten 45 Minuten gehörig entnerven sollte.

Nun war es auch auf den Rängen an der Zeit, langsam Fahrt aufzunehmen. Gemeinsam zählte man das Ende der 12. Spielminute herunter, nur, um dann sowohl im Heim- als auch im Gästebereich ordentlich Alarm zu machen. Schon krass, dieser Kontrast zwischen vollkommener Stille und voller Lautstärke, wenngleich letztere sich dann auf der Heimseite das Spiel über eher nicht kontinuierlich halten konnte. An dieser Stelle auch noch ein großes „Daumen hoch“ an die Meppener Anhängerschaft, die ihre Mannschaft zahlreich und durchaus lautstark unterstützte – so müssen Gästeblöcke aussehen, dann macht es auch dem Heimpublikum noch mal mehr Spaß.

Zurück zum Spiel, dass weiterhin eigentlich nur eine Richtung kannte: die auf das von Erik Domaschke gehütete Tor der Gäste. Nach 14 Minuten war Julius Düker mal in einer guten Schussposition und nahm den Ball direkt, traf ihn dann allerdings so, dass es beinahe ein Abschluss für den Parkplatz geworden wäre. Von der Marke „Gut gedacht, aber eher nicht so gut gemacht“ gab es in der ersten halben Stunde noch so einige Gelegenheiten; das spielerische Übergewicht war nicht zu übersehen, der letzte Punch fehlte aber. So konnte Michel Niemeyer den Ball nach 27 Minuten und einer guten Flanke von Christopher Handke nicht per Kopf im Tor unterbringen (großartig auch, wie sich Julius Düker vorher den Ball auf dem linken Flügel erkämpft hatte) und scheiterte die Nummer 19 wenig später mit der ersten 100%igen Gelegenheit erneut an Domaschke: Dennis Erdmann war von Christian Beck im Strafraum bedient worden und legte hervorragend für den eigentlich perfekt einlaufenden Niemeyer ab – sein Schuss wurde dann aber zum Schüsschen und stellte den Keeper vor keinerlei Probleme.

Und was trieb der SV Meppen so? Nun, defensiv spielte man das unheimlich aufmerksam und leidenschaftlich, offensiv war im Prinzip nichts zu sehen. „Hinten sicher stehen und vorne vielleicht auf Magdeburger Fehler lauern“ dürfte ein Teil der Marschroute gewesen sein, die Coach Neidhart seinen Jungs mit auf den Weg gegeben hatte. Und die wäre in Minute 36 beinahe aufgegangen: Einen hohen Pass von Benjamin Girth auf Nico Granatowski verteidigt Steffen Schäfer mehr schlecht als recht und macht ihn so erst richtig gefährlich. Der Meppener Mittelfeldspieler kommt zum Abschluss, scheitert aber zunächst am glänzend reagierenden Jan Glinker, der den Ball allerdings aus Nahdistanz nur nach vorne prallen lassen kann. Den Nachschuss besorgt ebenfalls Granatowski – und schiebt die Kugel rechts am Tor vorbei. Riesenszene für Meppen und Riesenglück für den 1. FC Magdeburg, dass es da nicht 0:1 steht.

Sechs Minuten später geht der FCM nach klaren Torchancen erneut in Führung. Björn Rother mit einem tollen Laufweg und damit der Ballbehauptung für seine Farben kurz vor der Strafraumgrenze und der perfekten Hereingabe auf Christian Beck. Der muss gewaltig irritiert gewesen sein, dass die Meppener Innenverteidigung nicht auch diesen Ball klärt; anders ist es kaum zu erklären, dass der Mittelstürmer zwar völlig frei zum Abschluss kommt, das Spielgerät aber nicht richtig trifft und den Schuss zur leichten Beute für den Meppener Schlussmann werden lässt. Es war nicht mehr zu fassen – der 1. FC Magdeburg musste hier längst mit mindestens einem Tor führen. Und während Schiedsrichter Alt zum Pausentee bat, wurde so langsam klar, dass die Aufgabe nicht einfacher werden würde, je länger vorne die Null stand. Der SV Meppen war der erwartet schwierige Gegner, das erste Tor würde die Partie vermutlich entscheiden.

Personell unverändert ging es in die zweiten 45 Minuten, die der FCM damit begann, sich erst einmal am Meppener Strafraum festzuspielen. Zweimal innerhalb von 2 Minuten kam Dennis Erdmann aus dem Rückraum zum Schuss; während beim ersten Abschluss der Druck fehlte (Düker hatte schön mit dem Kopf ab- bzw. aufgelegt), mangelte es beim zweiten Versuch schlichtweg am Fortune. Der Ball wurde lang und länger, landete dann aber nicht im Knick, sondern an der Latte. Schade eigentlich, das hatte durchaus Tor-des-Monats-Potential. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte: Abgesehen von einem Düker-Versuch mit der Fußspitze (56.), den Domaschke stark pariert und einem Sowislo-Konter in der Nachspielzeit (der drüber ging, der Kapitän war nach 82 Minuten für Erdmann gekommen) war es das tatsächlich mit guten Magdeburger Gelegenheiten in Halbzeit zwei. Und ja, das ist für einen Aufstiegsaspiranten in einem Heimspiel dann vielleicht doch ein Stück zu wenig.

Dafür kam nun Meppen zu zwei guten Gelegenheiten, die allerdings beide von Jan Glinker im Magdeburger Tor überragend entschärft wurden. In der 53. Minute wird ein Meppener Freistoß schön zentral vor das Tor gezirkelt, der Ex-Magdeburger Benjamin Girth kommt an den Ball und prüft Glinker mit einem starken Schuss aus Nahdistanz. In Spielminute 71 ist es ein Sonntagsschuss aus dem Rückraum, bei dem die Nummer 1 ihr ganzes Können aufbieten muss. Die anschließende Ecke irrt dann noch für zwei, drei Nachschussmöglichkeiten durch den Magdeburger Strafraum; schließlich ist es erneut Glinker, der dem Spuk mit seinem resoluten Einsatz ein Ende bereitet.

Ansonsten, das kann man wohl so sagen, war die zweite Halbzeit nichts für Fußball-Ästheten. Es gab viele, viele Pfiffe und jede Menge kleine Nicklichkeiten, die vor allem auf das Konto der Gäste gingen und ihnen genau das Spiel bescherten, das sie wohl auch haben wollten: Viel Kampf, wenig Spielfluss und ein ordentliches Maß an Zweikämpfen. Das muss man weder mögen, noch gut finden; zugestehen muss man dem SV Meppen allerdings, dass sie dem 1. FC Magdeburg mit diesem Ansatz gehörig auf den Zeiger gingen. Es wurde hier und da vielleicht ein Stückchen zu viel lamentiert, so zum Beispiel auch in Spielminute 85, als 11 Magdeburger Akteure ein Handspiel der Meppener im Strafraum gesehen haben wollten, die Gäste aber einfach trocken weiterspielten und der FCM den Ball lieber meckernd hergab, statt einfach nachzusetzen.

Hatten die Gäste so ab der 70. Minute ein wenig Morgenluft gewittert und ihrerseits versucht, auch spielerisch mal Nadelstiche zu setzen, verlegte man sich ungefähr 10 Minuten vor dem Ende nur noch aufs Zerstören des Magdeburger Angriffsspiels und auf das Sichern des Auswärtspunktes. Der eine oder die andere mochte sich an die Debütsaison des FCM in der 3. Liga erinnert gefühlt haben, als wir mitunter (vor allem auswärts) ganz ähnlich agierten und so tatsächlich auch den einen oder anderen Punkt auf die Habenseite holten. Ein durchaus legitimes Mittel also in der 3. Liga, allerdings auch eins, auf das ein Spitzenteam mit Aufstiegsambitionen in ebenjener Spielklasse eigentlich auch eine Antwort haben sollte. Zwar kamen nach 69 Minuten mit Philip Türpitz (für Michel Niemeyer) und Tobias Schwede (für Julius Düker) zwei neue Offensivkräfte, so richtig Akzente setzen konnten beide (mit Abstrichen vielleicht noch Türpitz) allerdings auch nicht so recht. Naja, und wenn Du dann halt nicht mehr groß zu Torgelegenheiten kommst und der Gegner mit dem 0:0 ganz gut leben kann, dann endet so eine Partie eben auch mal Unentschieden.

Unter dem Strich bleibt es, wie eingangs schon geschrieben, bei einer insgesamt wenig befriedigenden Vorstellung von Blau-Weiß. Mag sein, dass die Leistung in der zweiten Hälfte so ein bisschen den Gesamteindruck trübt und durchaus möglich, dass die 10 Punkte Vorsprung auf Platz 3 zur Winterpause den Erwartungshorizont noch mal deutlich nach oben verschoben haben, aber nach zwei Spielen in 2018 gegen Erfurt und Meppen mit lediglich einem Zähler dazustehen, während die Konkurrenz humorlos weiter punktet, ist schon eher unangenehm. Die gute Nachricht ist, dass der Vorsprung auf Platz 3 immer noch fünf Punkte beträgt und mit den Würzburger Kickers am kommenden Wochenende bereits der nächste Gegner wartet, bei dem man es erneut besser machen kann. Und nach einem Spiel mit 2 Standard-Gegentoren und einer Partie ohne Gegentreffer, allerdings auch ohne eigenes Tor, kann es jetzt eigentlich nur einen überzeugenden Zu-Null-Auswärtssieg geben. In diesem Sinne: Immer vorwärts, immer weiter, und dann holen wir uns das, was wir zuletzt haben liegen lassen, eben am Dallenberg.

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