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Die Stadien der Anderen, Teil 6

Erzgebirgsstadion, Aue

Bevor es zum Pflichtspielauftakt in das Jahr 2016 nach Halle geht, richtet sich der Blick hier im Blog noch einmal auf ein Stadion aus der Hinrunde, das wir in dieser Form so nicht wieder sehen werden – die Heimspielstätte des FC Erzgebirge Aue nämlich. 1950 als „Otto-Grotewohl-Stadion“ an der Stelle neu errichtet, an der seit 1928 das „Städtische Stadion“ gestanden hatte, wird die alte Arena mit Laufbahn derzeit in ein reines Fußballstadion umgestaltet; anschließend soll es für knapp 16.500 Zuschauer Platz bieten. „Längst überfällig“ sagen die einen, „verdammt schade, aber wohl nicht zu vermeiden“ die anderen, denn wenn das alte Erzgebirgsstadion eins hatte, dann auf jeden Fall Charakter. Man darf gespannt sein, inwiefern es im Zuge des Umbaus gelingt, ebenjenen wenigstens ein Stück weit zu erhalten.

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Besucht am: 

18.10.2015, das Spiel endete 0-0. Es nieselte leicht.

Anreise:

Ein Auswärtsspiel in Sachsen ist ja quasi prädestiniert für eine Anreise mit der Deutschen Bahn. Der Regionalverkehr ab Zwickau spuckt einen irgendwann an einem Haltepunkt aus, bei dem die allererste Frage, die sich sicherlich nicht nur mir stellte, lautete: „Häh?“, gleich gefolgt von: „Und hier wurde etliche Jahre lang Zweitligafußball gespielt?“ Ob man das jetzt schräg oder tatsächlich beeindruckend findet, sei jedem selbst überlassen; jedenfalls sieht die Szenerie, die einen am Bahnhof in Aue erwartet, in etwa so aus:

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Mit dem Shuttle-Bus ging es dann bequem und ungefähr 10 Minuten lang durch den eher ländlichen Raum in Richtung Stadion, vom Busparkplatz aus war es lediglich ein Katzensprung in den großzügigen Gästebereich, der sich auf die Blöcke F und G erstreckte.

Lustiger Spaß am Rande: Am Bahnhof in Aue gibt es offenbar nur ein ernstzunehmendes Gleis, das sowohl von als auch nach Zwickau bedient wird. Bei der Rückreise führte das zu der interessanten Situation, dass sowohl Heim- als auch Gästefans im gleichen Bereich (allerdings locker getrennt) auf ihren Zug warteten. Das Erstaunliche dabei: Obwohl es natürlich hier und da die eine oder andere kleine Pöbelei gab, stieß niemandem etwas zu und mischten sich sogar ganz normale Reisende unter die illustre Gruppe aus Clubfans, Heim-Anhängern, Polizeikräften mit Schäferhunden und sonstigem Sicherheitspersonal. Was mit einer gesunden Prise Unaufgeregtheit nicht so alles möglich ist…

Infrastruktur:

In vermutlich keinem anderen Stadion der 3. Liga oder überhaupt irgendeiner Spielklasse, die ernstzunehmenden Profisport anbietet, wird (oder wurde) man wohl so gut verköstigt wie im sächsischen Aue: Im reichlich vorhandenen Imbiss-Angebot fanden sich nicht nur Nudeln mit Wurstgulasch in richtig ordentlichen Portionen, sondern auch Dinge wie Wiegebraten (für 3 EUR), Grillsteak (für 3,50 EUR) und Rauchwurst (ebenfalls für 3 EUR). Die obligatorische Rostbratwurst wurde natürlich ebenso gereicht wie das Stadionbier, das Gerüchten zufolge risikospielbegründet im alkoholfreien Format daherkommen sollte, allerdings hier und da wohl doch eher im klassischen Stil angeboten wurde.

Ein Erlebnis für sich auch die sanitären Anlagen, die dem Gefühl nach eigentlich nur noch durch eine unfassbar große Dichte an Aufklebern ganzer Generationen von Gästeanhängern zusammengehalten wurden.

Spaßfaktor:

Die heimische Szene ist bzw. war in den Blöcken P und O zuhause und damit ziemlich genau schräg gegenüber des Gästebereichs. Vor Spielbeginn gab es auf dem Rasen etliche Menschen, die Fahnen schwenkten und zwei, die sich darauf verständigten, den Rest ihres Lebens zusammen verbringen zu wollen; beim Einlaufen der Mannschaften zeigte die Heimkurve dann eine schlichte, dafür aber große Choreographie, in deren Mittelpunkt das Vereinswappen als Blockfahne zu sehen war. Zu hören gab es insgesamt leider nicht so viel, was aber auch daran gelegen haben mag, dass der Gästeblock mal wieder richtig ordentlich Rabatz machte. Insgesamt trotz des eher unbefriedigenden sportlichen Ergebnisses ein schöner Ausflug, der in der kommenden Spielzeit definitiv nach einer Wiederholung verlangt!

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Das Ticket kostet:

12,00 EUR (Stehplatz), 15,00 EUR (Sitzplatz), ermäßigt 8,00 und 11,00 EUR

Das Besondere am Erzgebirgsstadion:

Im Jahr 1989 erhielt die Spielstätte eine neue Flutlichtanlage – die Masten, die gemeinhin ja das Herz von Stadionnostalgikern höher schlagen lassen, waren selbstverständlich auch bei unserem Besuch in der Hinrunde 2015/2016 noch gut zu bewundern. Was das Thema ‚Flutlicht in Aue‘ zu einem besonderen macht, ist, dass die Einweihung der neuen Flutlichtanlage am 13. Oktober 1989 erfolgte, im Oberliga-Punktspiel gegen – genau – den 1. FC Magdeburg. 26.000 Zuschauer sahen seinerzeit ebenfalls ein 0-0.

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Adresse:

Lößnitzer Str. 95
08280 Aue

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